Unterschiedliche Entwicklung bei „klassischer Chemie“ und Pharmaindustrie
Die chemische Industrie in Hessen hat sich 2010 überraschend schnell erholt. 2011 flacht das Wachstum deutlich ab. Knapp 40 Prozent der Mitgliedsunternehmen kehren erst 2012 oder später zum Vorkrisenniveau zurück.Der Arbeitgeberverband HessenChemie und der VCI Hessen stellten heute in Frankfurt aktuelle Branchenzahlen vor. An der Verbandsumfrage beteiligten sich 75 Unternehmen mit 70 Prozent der Chemiebeschäftigten in Hessen. Zudem wurden Zahlen der amtlichen Statistik ausgewertet. Danach ist die Produktion in der chemisch-pharmazeutischen Industrie 2010 um sieben Prozent gewachsen. Für das laufende Jahr geht man nur noch von einem Produktionswachstum von zwei Prozent aus.
Wegen der unterschiedlichen Entwicklung in der Krise wurde die „klassische Chemie“ und die Pharmasparte gesondert betrachtet: War die Produktion der „klassischen Chemie“ 2008 zunächst um 5,7 Prozent und 2009 noch einmal um 11,7 Prozent eingebrochen, wuchs sie 2010 wieder um 12,7 Prozent.
Die Umsätze waren hier 2009 sogar um fast 14 Prozent zurückgegangen. Die amtliche Statistik verzeichnet bis November 2010 jetzt ein Plus von 12,5 Prozent. Die deutlich stärkeren Impulse kamen dabei vom Export. Die Auslandsumsätze stiegen um 14,5 Prozent; im Inlandsgeschäft waren es gut neun Prozent. „Die Erholung kam deutlich schneller als erwartet. Dennoch lag die Produktion bis November 2010 immer noch 5,5 Prozentpunkte unter dem Vorkrisenniveau von 2007“, erklärte Karl-Hans Caprano, Vorstandsvorsitzender des Arbeitgeberverbandes.
In der von der Krise weniger stark betroffenen pharmazeutischen Industrie ist die Produktion im vergangenen Jahr in Hessen um 1,9 Prozent gewachsen. Die
Umsätze nahmen um gut 4 Prozent zu. Auch hier verlief die Entwicklung im Export und im Inlandsgeschäft unterschiedlich. Im Geschäft mit ausländischen Abnehmern stiegen die Erlöse um 5,7 Prozent. Im Inland waren es lediglich 1,3 Prozent.
„Jetzt macht uns aber vor allem die aktuelle Gesetzgebungslage zur Regulierung des Arzneimittelmarktes erhebliche sorge“, betonte Caprano. In Hessen rechnen mittelständische Firmen und große forschende Unternehmen angesichts der Zwangsabschläge mit Gewinneinbrüchen bis zu 60 Prozent.
„Die gesundheitspolitischen Sparmaßnahmen haben offenbar auch eine Schwelle überschritten, die auch Personalentscheidungen beeinflussen“, so Caprano weiter. 2010 gingen die Mitarbeiterzahlen in dieser Sparte erstmals seit langer Zeit zurück. Im November lagen sie um 3,4 Prozent unter dem Vorkrisenniveau.