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Wiesbaden |

Mehr Auszubildende in der chemisch-pharmazeutischen Industrie

Im Jahr 2023 wurde das Ausbildungsplatzangebot in den hessischen Betrieben der chemisch-pharmazeutischen Industrie von 1.455 auf 1.694 gesteigert. Dies entspricht einer Steigerung von 16,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahlen stammen aus einer aktuellen Erhebung des Arbeitgeberverbandes, die im Rahmen des „Runden Tisches für Ausbildungs- und Arbeitsmarktfragen“ zwischen den Vertreterinnen und Vertretern des Arbeitgeberverbandes HessenChemie und der IGBCE Hessen-Thüringen heute ausgewertet und besprochen wurden.

„Das Ausbildungsplatzangebot stellt seit dem Inkrafttreten des Ausbildungstarifvertrages vor genau 20 Jahren den bisher höchsten Wert dar“, erklärt Jürgen Funk, Geschäftsführer für den Bereich Bildung beim Arbeitgeberverband HessenChemie. Die verstärkte Ausbildungsbereitschaft ist eine Antwort auf die demografische Entwicklung, denn in den nächsten Jahren werden viele Beschäftigte in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig wird es immer schwieriger Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu finden.

In diesem Zusammenhang ist auch die Übernahmequote nach der Ausbildung zu sehen, die mit 92 Prozent sehr hoch ist. Peter Schuld, stellvertretender Landesbezirksleiter der IGBCE Hessen-Thüringen, hob in diesem Zusammenhang den Anstieg der unbefristeten Übernahmen hervor: „Eine unbefristete Übernahme sollte der Regelfall sein. Mit 60 Prozent befinden wir uns auf dem richtigen Pfad, um junge Menschen nach der Ausbildung an den Betrieb zu binden und ihnen eine sichere Perspektive zu geben.“

Die Sozialpartner beschäftigten sich auch mit der Frage, warum zum 1. September 2023 rund 11 Prozent der Ausbildungsplätze in der Chemie nicht besetzt werden konnten. Die Unternehmensvertreter erklärten hierzu, dass es immer schwieriger werde, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Während der Corona-Krise habe es an vielen Schulen keine Berufsorientierung gegeben. Zudem seien viele Angebote, wie zum Beispiel Praktika, Ausbildungsmessen und Tage der offenen Tür ausgefallen.

Hinsichtlich ihrer Einschätzung für einen Trend mit Blick auf das Ausbildungsjahr 2024 sind einige Unternehmen noch unsicher. 73 Prozent planen das Ausbildungsplatzangebot konstant zu halten und 15 Prozent es zu steigern. 12 Prozent gehen hingegen von einem geringeren Angebot aus, was auch mit der schwierigen Konjunkturlage der Branche zusammenhängen dürfte.

Hinsichtlich der Attraktivität der dualen Ausbildung richten Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertreter die Forderung an die Politik, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Die Ausbildung müsse in der Gesellschaft als gleichwertig mit einem Studium angesehen werden. Hierzu können moderne und gut ausgestattete Berufsschulen ebenso beitragen, wie bezahlbarer Wohnraum, zum Beispiel auch in Azubi-Wohnheimen nach dem Fuldaer Vorbildprojekt PINGS.

Da in den nächsten Jahren viele Lehrerinnen und Lehrer in Pension gehen, müsse aber vor allem auch für ausreichend Nachwuchs an den Berufsschulen gesorgt werden.


Hintergrundinformation:

Die Chemie-Sozialpartner sind die IGBCE Hessen-Thüringen (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie) und der Arbeitgeberverband Chemie und verwandte Industrien für das Land Hessen e.V. (HessenChemie). Im Arbeitgeberverband HessenChemie sind 310 Mitgliedsunternehmen mit 105.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen und kunststoffverarbeitenden Industrie sowie einiger industrienaher Serviceunternehmen zusammengeschlossen. Die IGBCE Hessen-Thüringen betreut derzeit rund 81.000 Mitglieder unter anderem aus den Bereichen Chemie, Kunststoff, Kautschuk, Papier und Glas.

Redaktion

JÜrgen Funk
Jürgen Funk
Geschäftsführer Verbandskommunikation
und politische Öffentlichkeitsarbeit